Was sind eigentlich Lockpicker?

Wir hatten an anderer Stelle ja schon einen kleinen Einblick in die Techniken eines Schlüsseldienstes gegeben (siehe auch: Wie öffnet ein Schlüsseldienst Schlösser und Türen).

Außer Schlüsseldiensten gibt es aber noch eine andere Gruppe, die sich der erwähnten Techniken und Werkzeuge bedient: Die Lockpicker.

Doch wer sind diese Leute eigentlich und was tun sie?

Lockpicker sind Menschen, die es sich zum Hobby gemacht haben Schlösser zu knacken. Wobei „knacken“ hier eigentlich das falsche Wort ist und von der Pickergemeinde auch nicht gerne gehört wird. Immerhin impliziert „knacken“ ja ein Beschädigen oder Zerstören des Schlosses. Lockpickern geht es aber darum, auf elegante Weise und vor allem beschädigungsfrei das Schloss unter Anwendung von Geschick und Raffinesse zu öffnen. Hierbei werden mechanische Ungenauigkeiten des Schließapparates ausgenutzt anstatt mit roher Gewalt vorzugehen.

Obwohl es viele der angewendeten Techniken schon seit Jahrhunderten gibt ist Lockpicking eine noch sehr Junge Sportart. Der erste Verein weltweit wurde erst 1997 in Hamburg gegründet und nennt sich“Sportsfreunde der Sperrtechnik – Deutschland e.V. (SSDeV)“. Der SSDeV veranstaltet seit seiner Gründung jährlich die Deutschen Meisterschaften im Schlossöffnen.

Mittlerweile ist der Verein auf circa 1500 Mitglieder angewachsen die sich auf 16 Ortsgruppen in der ganzen Republik verteilen. Im Vordergrund steht ganz klar der sportliche Ehrgeiz. Allerdings nützt auch die Polizei teilweise das KnowHow der sogenannten Sperrsportler. Der Verein hat hierbei eine beratende Funktion inne und stellt beispielsweise gepickte Schließzylinder zur Verfügung, die dann von den Ordnungshütern als Referenz zur Spurensicherung verwendet werden.

An mancher Stelle wird kontrovers diskutiert, ob es nicht verboten sein sollte, Sperrwerkzeug und KnowHow Laien zugänglich zu machen. Es wird argumentiert, dass  die erlernten Fähigkeiten ja auch für Verbrechen genutzt werden könnten.

Der Verein hält dagegen, dass es für Kriminelle viel zu viel Aufwand bedeuten würde, das zerstörungsfreie Öffnen von Schließapparaten zu erlernen. Wenn einem der Zustand des Schlosses egal ist gibt es weitaus schnellere und effektivere Methoden, um sich Zutritt zu verschaffen. Hingegen ist das Erlernen der Techniken zum Öffnen ohne Beschädigung eine Kunst, die sehr viel Zeit und Geduld erfordert. Für einen Kriminellen, dem es ja um schnellen Profit geht, ist dieser Weg ganz einfach nicht kosteneffektiv genug.  Das und eine strenge Vorauswahl bei potentiellen Mitgliedern sorgt laut SSDeV dafür, dass Wissen und Werkzeug nicht in die falschen Hände gerät.

Abgesehen davon vertreten Mitglieder wie der Gründer Steffen Wernéry sowieso die Auffassung, dass Sicherheit eine Illusion sei und Wissen jedem Menschen ohne Einschränkung zugängig gemacht werden sollte.  Wernéry ist übrigens auch ein bekanntes Mitglied des „Chaos Computer Club„, des bekannten, 1981 gegründeten Hackervereins, der für grenzüberschreitende Informationsfreiheit eintritt.

So scheint es eine Mischung aus Idealismus, Freude an der Technik und sportlichem Ehrgeiz zu sein, der die Lockpicker zu diesem Hobby treibt.

Interessierte können sich auf der Website des Vereins sowie auf dem dem Verein nahestehenden Forum koksa.org weiter informieren und beraten lassen.